Cannabis Legalisierung in Deutschland schon 2022 real?

Von vielen herbeigesehnt und von manchen gefürchtet: Kommt nun die Cannabis Legalisierung in Deutschland? Hoffnung geben die Ergebnisse aus der Bundestagswahl.

Deutschland ist ein Land des Hanfs. Viele Menschen greifen häufig zur bisher verbotenen Volksdroge Cannabis. Nach der Bundestagswahl 2021 verhandeln drei Parteien (SPD, Grüne und FDP) über eine Ampelkoalition. Und alle drei signalisieren, dass wohl demnächst frischer Wind in die deutsche Drogenpolitik kommt. Es steht also die Frage im Raum, stellt die Ampel-Koalition die Weichen für eine Cannabis Legalisierung?

Grüne und FDP für komplette Legalisierung von Cannabis

SPD, Bündnis90/ Die Grünen und die FDP stehen kurz davor, die erste Dreierkoalition auf Bundesebene in Deutschland zu bilden. Für viele, die aktuell gezwungen sind, Cannabis-Produkte illegal und damit heimlich zu nehmen, erstrahlt Hoffnung aus den Sondierungspapieren der drei Parteien.

Die Grünen und die FDP haben sich klar positioniert – beide stehen für eine komplette Legalisierung von Cannabis und den regulierten Verkauf. Die SPD ist dafür, eine regulierte Abgabe an Erwachsene in Modellprojekten zu testen.

Vorteile einer Legalisierung von Cannabis

Für die Grünen steht schon sei 2015 fest, dass die Legalisierung von Cannabis mehrere Vorteile bringt. Der Schwarzmarkt würde so immer weiter stillgelegt und somit die Polizei sowie die Justiz entlastet. Durch die geregelte Abgabe käme eine einheitliche Qualitätskontrolle ins Spiel, die unter anderem den Jugendschutz gewährleisten würde.

Cannabis ist so oder so ein in Deutschland verankertes Produkt

Klar ist eines – der „Kampf gegen Cannabis“ hat in Deutschland das Angebot nicht reduziert. Was geschaffen wurde, ist ein bis heute florierender Schwarzmarkt. Dies stellt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in ihrem Mitte Mai publizierten Bericht fest.

Laut der EMCDDA haben beinahe 30 % aller Erwachsenen in Europa mindestens einmal in ihrem Leben zu verbotenen Cannabisprodukten gegriffen. Laut der Drogenbeauftragten der scheidenden Bundesregierung Daniela Ludwig (CSU) haben in Deutschland 25 % aller Menschen zwischen 15 und 64 bereits Erfahrungen im Kiffen.

Steuern auf Cannabis für die Drogenprävention

Quer durch die (vielfach cannabiserfahrene) Gesellschaft stellt man sich die Frage, ob die Justiz und die Exekutive die probaten Antworten auf die Gesundheitsfrage der Menschen hierzulande sind. Wie es anders geht, zeigt sich im Ausland. Kanada, Uruguay oder auch die USA – in vielen Teilen dieser Länder ist Cannabis legal zu erwerben. Dort wird der Konsum also durch offizielle Stellen geregelt. Im Gegensatz dazu dürfen in Deutschland nur Menschen, die es für medizinische Zwecke benötigen, legal kiffen.


Wieland Schinnenburg ist der drogenpolitische Sprecher der FDP. Im Mai 2021 legte er in einem DW-Interview Argumente dar. Er sagte, in Deutschland würden rund vier Millionen Menschen regelmäßig Cannabis konsumieren. Diese vier Millionen Menschen müssten auf dem unsicheren Schwarzmarkt kaufen. Die Qualität dort schwanke stark, so Schinnenburg. Als FDP-Mann kam er auch auf das Steuergeld zu sprechen. Für ihn stehe fest, dem Staat würden durch die illegalen Drogengeschäfte Millionen oder gar Milliarden Euro an Steuereinnahmen entgehen. „Wenn man das offiziell verkaufen würde, würde der Staat auch Steuern einnehmen, die man sehr gut ausgeben könnte für Prävention und Therapie“, so Schinnenburg

Mehr Vorteile als Nachteile bei Cannabis legalisierung

Gegenüber diesem potentiellen Mehr an Steuereinnahmen stehen die aktuellen Staatsausgaben für die Justiz und die Polizei im Vorgehen gegen die aktuell noch illegale Droge. Justus Haucap ist Wirtschaftswissenschaftler und hat in einer 2018 publizierten Studie den Geldeffekt bei Cannabis betrachtet. Er beziffert den kombinierten Einnahmen- und Einsparungseffekt auf rund 2,6 Milliarden Euro.

Der Frankfurter Sozialwissenschaftler Heino Stöver nennt die vermutlich baldige Legalisierung von Cannabis einen „überfälligen Impuls innerhalb der deutschen Drogenpolitik“. Stöver ist einer der renommiertesten Sachverständigen im aktuellen Gesundheitsausschuss. Speziell die Entlastung aufseiten der Polizei sieht er als Pro-Argument der Legalisierung: „Wir haben ein Allzeithoch mit über 358.000 sogenannten Rauschgift-Delikten.“ Er stellt fest, dass von dieser großen Anzahl rund 80 % sogenannte konsumnahe Delikte sind. Das bedeutet, die Polizei hat Kiffer mit wenigen Gramm Marihuana oder einen Heroinabhängigen mit seiner Tagesdosis „auf frischer Tat“ ertappt.

Für Stöver ist der einzige Effekt dieser 80 %, dass harmlose Konsumenten kriminalisiert werden würden. Daraus ergeben sich laut dem Soziologen teilweise schwerwiegende Folgen für die Ausbildung, das soziale Umfeld sowie den Arbeitsplatz. Für den Frankfurter Experten steht fest, dass so gleichzeitig die Polizei sowie die Justiz mit teilweise obsoleten Fällen „zugepflastert“ werden.

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Kontrolliertes Cannabis besser als unkontrolliertes

Der europäische Drogenbericht warnt. Marihuana von geringer Qualität kann mit synthetischen Cannabinoiden versetzt sein. Niemand kontrolliert das. 20 Menschen starben 2020 in Ungarn an diesen Stoffen. Nimmt man im Gegensatz dazu das natürliche Cannabis, ist bis heute weltweit kein einziger Toter dokumentiert. Nicht verschweigen darf man an dieser Stelle, dass Cannabis-Konsum durchaus im Verdacht steht, bei bestimmten psychischen Erkrankungen (z. B. Psychosen) eine Rolle zu spielen.

Stöver vergleicht die Marktsituation mit einem Regal voller Alkoholika. „Wir können vielleicht anhand der Flaschenform oder der Farbe des Liquids ahnen, was drin ist. Aber im Grunde ist das ein Griff in die Wundertüte. Schlimmere Bedingungen kann man sich gar nicht vorstellen.“

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